Mit großer Bestürzung haben wir vom Tode des Puchheimer Altürgermeisters Erich Pürkner (CSU) erfahren. Er ist nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren verstorben.
Erich Pürkner führte das ehemals sehr beschauliche Puchheim in seiner Amtszeit von 1970 bis 1988 in die Moderne. Unter seiner Ägide entwickelte sich Puchheim insbesondere im Zuge der Olympiade 1972 und der damit verbundenen Infrastrukturmaßnahmen im Münchner Speckgürtel von einem größeren Dorf zu einer Kleinstadt.
Pürkner und der Gemeinderat hatten in dieser Zeit mit riesigen Herausforderungen zu kämpfen. Das enorme Bevölkerungswachstum erforderte in kurzer Zeit viele Investitionen in die kommunale Infrastruktur. Herausforderungen, die Erich Pürkner mutig, entschlossen und in seiner ihm eigenen, pragmatischen, umtriebigen und hemdsärmeligen Art angenommen und gemeistert hat.
Er prägte in seiner Amtszeit auch den "Puchheimer Stil", indem er den Gemeinderat nicht als Parlament, sondern als kollegiales Verwaltungsorgan begriff, in dem es keine "Regierungspartei" und keine "Opposition" im klassischen Sinne gibt und in dem die gewählten Rätinnen und Räte über alle Parteigrenzen hinweg konstruktiv zusammenarbeiten. Ein Stil, der bis heute im Großen und Ganzen das Miteinander im Puchheimer Stadtrat prägt.
Als er 1988 nach 18 Jahren überraschend von Dr. Herbert Kränzlein (SPD) im Amt des Ersten Bürgermeisters abgelöst wurde, widmete er sich wieder erfolgreich voll und ganz seinem Beruf als Rechtsanwalt.
Die Kommunalpolitik hat ihn aber nie wirklich losgelassen, denn 2014 wurde er von den Puchheimer:innen von einem der hinteren Listenplätze in den Stadtrat gewählt. Dort brachte er sich mit seinem unschätzbaren Wissensschatz und seiner Erfahrung konstruktiv und zum Wohle der Stadt Puchheim in das Gremium ein. Manche Kontroverse im Stadtrat und mit dem amtierenden Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) blieben mit dem streitbaren Altbürgermeister ebenso wenig aus wie viele schöne, gesellige und versöhnliche Augenblicke und Gespräche. Er legte in der politischen Auseinandersetzung gerne harte Bandagen an, war sich aber nicht zu schade, sich zu entschuldigen, wenn er mal übers Ziel hinausgeschossen ist.
Ich persönlich kannte Erich Pürkner schon, seitdem ich klein war. Aufgewachsen in der Planie, wurde ich mit ein paar Freunden einmal bei ihm im Büro vorstellig, weil der Bolzplatz an der Kennedystraße damals in einem miserablen, mit Glasscherben übersäten Zustand war. Wir "Drei-Käse-Hochs" baten den Bürgermeister seinerzeit eindringlich darum, dem Abhilfe zu schaffen. Und Pürkner ließ sich nicht lumpen, denn kurze Zeit später war der Bolzplatz gesäubert und mit einem neuen Rasen versehen worden. Eine Erinnerung, an die ich bis heute gerne denke und die zeigt, wie Erich Pürkner als Mensch gestrickt war: Nach außen oft hart und streitbar, aber mit einem weichen Kern und einem guten Herz.
So werde ich, so werden wir Erich Pürkner in sehr guter Erinnerung behalten. Erich Pürkner und ich haben uns gegenseitig als Mensch sehr geschätzt und haben unsere politischen Meinungsunterschiede immer respektvoll und argumentativ ausgetragen. Dies empfand ich als sehr angenehm und in meiner gemeinsamen Zeit mit ihm im Stadtrat konnte ich von ihm auch noch viel dazulernen. Dafür bin ich sehr dankbar. Vor allem die große, auf Gegenseitigkeit beruhende persönliche, aber auch politische Wertschätzung und Empathie empfand ich in diesen bewegten Zeiten als sehr bemerkenswert und keineswegs selbstverständlich.
Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen, denen wir in dieser schweren Stunde viel Kraft wünschen.
Einen Nachruf in der Süddeutschen Zeitung von Gerhard Eisenkolb finden Sie hier.
Ein Interview mit dem Verstorbenen aus dem Jahre 2016 anlässlich des 70. Gründungsjubiläums des SPD-Ortsvereins Puchheim können Sie hier auf Seite 3 unserer Jubiläums-Rotstift-Ausgabe nachlesen.
Wir werden Erich Pürkner stets ein ehrendes Andenken bewahren und ihn sehr vermissen.
Jean-Marie Leone
SPD-Fraktionsvorsitzender
im Rat der Stadt Puchheim