Die Chance war da. Aber das Ziel, die schwarz-gelbe Landesregierung in Bayern abzulösen, wurde leider nur teilweise erreicht. Während die FDP von den Wählerinnen und Wählern im Freistaat in die Bedeutungslosigkeit geschickt wurde, sicherte sich die CSU mit ihrem zweitschlechtesten Ergebnis seit mehr als fünf Jahrzehnten die absolute Mehrheit.
Die SPD hatte mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ihr bestes Pferd ins Rennen geschickt. Die Sozialdemokraten führten einen unglaublich intensiven Wahlkampf. Am Ende stand zwar vorne endlich wieder die lang ersehnte "2". Aber trotz der Steigerung des Ergebnisses von 2008 um über zehn Prozent (zwei Prozentpunkte) reichte es am Ende nicht, um Horst Seehofer in den verdienten Ruhestand zu zwingen.
Um die CSU abzulösen, hätte aber nicht nur die SPD noch mehr zulegen müssen. Die beiden potentiellen Regierungspartner, die Grünen und die Freien Wähler, haben ihre Ziele nicht nur klar verfehlt, sondern mussten teilweise sogar sehr deutliche Einbußen hinnehmen.
Warum die Wählerinnen und Wähler in Bayern der CSU trotz Landesbank-Desaster, G8-Murks, Justizversagen und Verwandtenaffäre nach fünf Jahren Bewährung wieder einen so großen Vertrauensvorschuss gegeben haben, ist rational sicher nur schwer erklärbar.
Wichtig für die SPD ist, dass der negative Trend aus den beiden Wahlen zuvor endlich gestoppt und sogar leicht umgekehrt werden konnte. Von nunmehr 42 SPD-Abgeordneten im neuen Landtag kommen immerhin 15 aus Oberbayern. Darunter auch Ruth Waldmann, die für die SPD in München-Milbertshofen das einzige Direktmandant in ganz Bayern holte. Strukturell ist Oberbayern damit verhältnismäßig sehr gut abgedeckt. Deutlich mehr Sorgen bereiten die ländlichen Regionen, in denen die SPD teilweise nur um die zehn Prozent der Wählerinnen und Wähler erreichen konnte.
Es wird in den kommenden Jahren Hauptaufgabe der SPD-Parteiführung sein, einerseits eine geeignete Nachfolgerin bzw. einen geeigneten Nachfolger für Christian Ude als Spitzenkandidatin bzw. Spitzenkandidaten aufzubauen. Andererseits muss es gelingen, auch außerhalb der größeren Städte endlich wieder als ernsthafte Alternative zur CSU und in einigen Gegenden auch zu den Freien Wählern akzeptiert zu werden.
Einen, der es schaffen könnte, hatten wir in Puchheim schon zu Gast: Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der zweitgrößten bayerischen Stadt Nürnberg. Maly ist nicht nur ein begnadeter Rhetoriker, sondern auch ein hervorragender Oberbürgermeister, der nah am Menschen ist und der die Sorgen der Leute kennt und ernst nimmt.
Die nächsten fünf Jahre werden für die BayernSPD nicht nur spannend, sondern richtungsweisend. Es muss gelingen, dass die 20,6 Prozent nicht nur ein Strohfeuer bleiben, sondern die Grundlage für einen echten Aufwärtstrend bilden. Denn nur dann besteht eine realistische Chance, dass das, was dieses Mal nicht geklappt hat, nämlich die CSU nach fast 60 Jahren in die Opposition zu schicken, gelingt. Wir packen's an!