SPD legt den Finger in die Wunde - Seehofers leeres Barrierefreiheit-Versprechen

Es reicht! Seit vielen Jahren kämpfen die Puchheimerinnen und Puchheimer für einen besseren Takt auf der S4-Linie und für einen barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs Puchheim. Darum demonstrierten die für den östlichen Landkreis Fürstenfeldbruck zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner, der SPD-Unterbezirksvorsitzende Michael Schrodi und betroffene Bürgerinnen und Bürger gemeinsam im Rahmen der BayernSPD-Kampagne "Bayern barrierefrei" einmal mehr für eine Verbesserung der Situation an der S4 und insbesondere auch in Puchheim.

2013, nach seiner Wiederwahl, versprach der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, dass der Freistaat bis spätestens 2023 barrierefrei sein wird. Es war eines von vielen leeren Versprechen der CSU, denn die Realität sieht z.B. in Puchheim ganz anders aus. Barrierefreiheit? Fehlanzeige! Ebenso wie signifikante Taktverbesserungen auf der S4-Linie.

Dabei ließ sich unlängst sogar der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann in der chronisch überlasteten und überfüllten S4 ablichten - natürlich außerhalb der Stoßzeit und gut abgeschirmt von seinem Mitarbeiter-Tross. Und auch die lokalen CSU-Granden Gerda Hasselfeldt, CSU-Landesgruppenchefin in Berlin, und Reinhold Bocklet, der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete, lassen sich immer wieder gerne mit ein paar wohlfeilen Worten in der Presse ablichten. Tatsächlich aber haben beide offensichtlich keinerlei Einfluss auf die Ignoranz und den Unwillen des Freistaats und der Bahn, die Situation an der S-Bahnlinie S4 wirklich nachhaltig zu verbessern.

Wie der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Herbert Kränzlein in mehreren Leserbriefen aufzeigt, wurden weitere Taktverstärker in den Stoßzeiten von der CSU-Mehrheit im Bayerischen Landtag als nicht machbar abgelehnt. Bocklet fehlte bei der betreffenden Sitzung übrigens ebenso wie seine CSU-Landtagskollegen Alex Dorow und Dr. Thomas Goppel. Alle drei hatten sich vor der Wahl für Verbesserungen auf der S4 ausgesprochen. Und wenn es dann im Landtag gerade um die S4 geht, sind alle drei nicht da. Da fühlt man seine Interessen durch die gewählten Abgeordneten doch hervorragend vertreten...

Fakt ist: Die S4 ist eine der am stärksten frequentierten S-Bahnlinien im gesamten MVV-Bereich. Und der Bahnhof Puchheim zählt zu den Stationen mit dem höchsten Fahrgastaufkommen. Dennoch hat die S4 den schlechtesten Takt aller S-Bahnlinien und etliche Bahnhöfe, wie eben der Puchheimer Halt, sind nicht barrierefrei erschlossen. Menschen mit körperlichen Einschränkungen, aber auch Eltern mit Kinderwägen können zwar in die Stadt fahren, bei der Rückkehr nach Puchheim stehen sie aber vor einem ohne fremde Hilfe nicht überwindbaren Hindernis: Die Treppe des Mittelbahnsteigs.

Der Puchheimer Stadtrat hatte sich auf Basis einer von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren, für Bau und Verkehr in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie sehr intensiv mit den in der Studie vorgestellten neun möglichen Varianten beschäftigt, ebenso der Senioren- und der Behindertenbeirat. Die Puchheimer SPD hat zu dem Thema sogar einen eigenen, sehr gut besuchten Infoabend gestaltet.

Kurz vor der Planungs- und Umweltausschusssitzung, in der über die vom Stadtrat bevorzugte Variante entschieden werden sollte, wurde der Stadtverwaltung dann in einem Telefonat seitens des Ministeriums ganz lapidar mitgeteilt, dass alle Varianten, die sich mit einem Außenbahnsteig als mögliche barrierefreie Lösung beschäftigt haben, hinfällig sind, weil Bahn und Freistaat als Betreiber der Münchner S-Bahn eine solche Außenbahnsteigslösung nicht verwirklichen wollen. Ein wahrer Schildbürgerstreich! Denn man muss sich fragen, warum viel Steuergeld für die Untersuchung von vorneherein gar nicht gewünschter Varianten ausgegeben wurde. Den vielen Menschen, die sich Gedanken über die beste Lösung gemacht hatten, hat man so jedenfalls wieder einmal ordentlich Sand in die Augen gestreut.

Der Stadtrat wollte sich diese Respektlosigkeit seitens des Ministeriums nicht gefallen lassen und insistierte mittels eines fraktionsübergreifenden Antrags. Die Antwort aus dem Ministerium fiel wiederum kurz und lapidar aus: Man sehe keinen Gesprächsbedarf und überhaupt habe man seitens des Ministeriums alles richtig gemacht.

Die Geduld der Menschen ist inzwischen mehr als erschöpft. Und die Glaubwürdigkeit der Entscheidungsträger, beginnend beim Ministerpräsidenten und nicht endend bei der Bahn, ist gegen Null gesunken.

Wir wollen nicht länger Bahnkunden zweiter Klasse sein! Wir wollen, wie alle anderen auch, einen Zehn-Minuten-Takt und einen barrierefreien S-Bahnhof. So, wie es der Ministerpräsident versprochen hat. Frau Hasselfeldt, Herr Bocklet, Sie sind dran! Wir wollen endlich Taten sehen und nicht nur leere Worte!