Über 100 Gäste versammelten sich am 23. Januar 2015 abends in der Aula der Schule Süd beim Neujahrsempfang der SPD Puchheim, darunter u.a. auch Dr. Herbert Kränzlein, Alt-Bürgermeister von Puchheim und Mitglied des Bayerischen Landtags.
Zu Gast in Puchheim war Achim Hütten, Oberbürgermeister der Stadt Andernach in Rheinland-Pfalz. Das Thema des Abends lautete "Kann man Puchheim zum (Fr)essen gern haben? - Gelebte Bürgerbeteiligung durch öffentliche Stadtgärten am Beispiel der Stadt Andernach". Ein Thema, das offensichtlich viele Menschen in Puchheim und Umgebung sehr interessiert. Und sie haben den sehr kurzweiligen und inspirierenden Abend den durchwegs positiven Rückmeldungen zufolge nicht bereut.
Was auch und vor allem an unserem Gast des Abends, Achim Hütten, lag, der seine Vision von einer Stadt, die ihre Bürgerinnen und Bürger selbst versorgen kann, mit sehr viel Herzblut und vor allem unglaublich authentisch präsentierte.
"Meine Vision ist, dass die Bürgerinnen und Bürger in der Fülle ihrer eigenen Stadt leben können", lautete der mit viel Applaus bedachte Kernsatz Hüttens. Die Idee einer "essbaren Stadt" - diesen Titel führt die Stadt Andernach, deren Oberbürgermeister Achim Hütten ist - geht auf die Idee eines kreativen Stadtbediensteten zurück.
Hütten gefiel die Idee so gut, dass er sie - zunächst gegen große Widerstände auch im Stadtrat - nach und nach durchsetzte. "Natürlich gab es wie überall auch in Andernach die üblichen Bedenkenträger", so Hütten. Dies sei nicht ungewöhnlich, wenn man eine neue und noch dazu so unkonventionelle Idee umsetzt. Dabei, erinnerte Hütten, war in Notzeiten die Anlage von Gemüsegärten mitten in der Stadt Gang und Gäbe.
"Pflücken erlaubt anstatt Betreten verboten", so lautet ein weiterer Leitsatz, der in Andernach, laut Hütten übrigens nach Trier wohl die zweitälteste Stadt Deutschlands - heute zum täglichen Leben gehört. Dabei seien viele Andernacher anfangs "sehr schüchtern" gewesen. "Am Anfang", berichtet Hütten mit dem ihm eigenen Schmunzeln und Augenzwinkern, "haben sich viele nicht getraut, sich zu bedienen". Dabei ist es in Andernach ausdrücklich erwünscht, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger an den Gewächsen der Stadt bedienen. "Die Auswärtigen", ergänzt Hütten schelmisch, "waren da nicht so zimperlich". Denn die Idee, die Andernach weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hat und für die die Stadt mehrfach ausgezeichnet wurde, hat sich schnell herumgesprochen.
Bei Hütten, das merkt man ihm und seiner Frau Petra, die ihren Mann die knapp 500 Kilometer aus dem Rheinischen nach Oberbayern begleitet hat, schwingen viel Herzblut und auch eine Menge Stolz auf das Erreichte mit. Und er betont auch die soziale und gesellschaftliche Dimension dieses in Deutschland in dieser Dimension bislang wohl einzigartigen Projekts. So beschäftigt die Stadt Andernach zur Pflege der Anlagen 50 Menschen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum noch Chancen auf eine feste Anstellung haben.
Hütten hofft, dass seine Vision einer essbaren Stadt in Deutschland und auf der ganzen Welt weitere Kreise zieht. 25 Universitäten, so Hütten, würden die Entwicklungen in Andernach aufmerksam verfolgen und begleiten. Eine tolle Bilanz des 2010 gestarteten Projekts.
Sowohl der Ortsvereinsvorsitzende Jean-Marie Leone, der die zahlreichen Gäste begrüßte und in seiner Begrüßungsrede den Bogen von der aktuell sehr angespannten weltpolitischen Lage zum Thema des Abends spannte, als auch Puchheims Erster Bürgermeister Norbert Seidl, der die an Hüttens Vortrag anschließende Diskussion moderierte, sahen für Puchheim durchaus konkrete Ansatzpunkte. Leone gab der Hoffnung Ausdruck, dass man in Puchheim parteiübergreifend in das Thema einsteigen könnte. Und, dass man sich mit einem Gegenbesuch in Andernach auch direkt vor Ort ein Bild von den vielen tollen Ideen macht, die in Puchheim noch Vision, in Andernach aber längst Realität sind.
Wir danken an dieser Stelle allen, die am Gelingen des Abends mitgewirkt haben, insbesondere aber unserem Gast Achim Hütten und seiner Frau Petra, die für ihre "missionarische Tätigkeit" 1.000 Kilometer Wegstrecke auf sich genommen haben. Der Besuch hat allen Anwesenden sichtlich große Freude bereitet und man konnte viele Ideen und Inspirationen mitnehmen.
Wir freuen uns schon sehr darauf, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Vereinen und Verbänden, in den nächsten Monaten Ideen für Puchheim zu entwickeln. Vielleicht trägt dann auch Puchheim irgendwann einmal den Titel "essbare Stadt".
Wer sich gerne schon vorher mal in Andernach umsehen möchte, der kann sich auf der Homepage der Stadt umschauen.
Einen eindrucksvollen Bericht über die "essbare Stadt" Andernach finden Sie u.a. hier.