Knapp 100 Besucher kamen zum diesjährigen, vom Ersten Bürgermeister Norbert Seidl moderierten Neujahrsempfang der SPD Puchheim am 24. Januar 2014 in die Aula der Schule Süd. Gast des Abends war Karin Doberer, Unternehmensberaterin und Initiatorin des Projekts "LernLandSchaft". Das Thema des Abends lautete "Vom Klassenzimmer zur LernLandSchaft".
Karin Doberer berät vor allem Schulen, Architekten und Bauherren bei der Konzeption und der konkreten Neu- bzw. Umplanung von Schulgebäuden. Ihr Ziel ist es, dass "eine zukunftsweisende „pädagogische Architektur“ durch die Gebäudearchitektur unterstützt und nicht behindert wird." Lern-, Raum- und Teamkultur sollen so gefördert werden, dass sie miteinander im Einklang stehen können. "Ein modernes Schulgebäude alleine ist kein Garant für guten Unterricht", betont Doberer. "Der Erfolg steht und fällt mit den Lehrern."
"Neugier", so Doberer, "ist eine der angeborenen Verhaltensweisen von Kindern." Indem man die Kinder an der Selbsterfahrung hindert, hindere man sie auch daran, Fehler zu machen und aus solchen zu lernen. Die Schule, für die Doberer eintritt, lässt aber genau das zu. Dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen können und sogar sollen und daraus dann einen nachhaltigen Nutzen ziehen können. Dazu gehört laut Doberer auch eine entsprechende Raumgestaltung. "Der Raum", führte Doberer dazu aus, "soll als "dritter Pädagoge" fungieren und Kindern die Möglichkeit eröffnen, "angstfrei und lernstilgerecht in Schlüsselsituationen Fehler machen" zu dürfen.
Flexibles Lernen werde allzu oft mit chaotischen Zuständen in den Schulen in Verbindung gebracht, so Doberer. Zu Unrecht, denn eine von allen Beteiligten einzuhaltende Grundordnung ist laut Doberer Voraussetzung dafür, dass das Konzept der modernen "LernLandSchaft" funktionieren kann. Die beste technische Ausstattung sei nichts wert, wenn weder Kinder noch Lehrer Räume haben, in denen sie vernünftig lernen, lehren, zusammen arbeiten und sich auch einmal zurückziehen können. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass Kinder ihnen zugestandene Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Lernwege weit überwiegend positiv nutzen.
In einer an den durch eine eindrucksvolle Präsentation untermalten Vortrag von Frau Doberer anschließenden Expertenrunde diskutierten Grundschulrektorin Rosmarie Ehm, Montessori-Vorstand Sabine Saatze-Schäfer und Stadträtin und Grundschullehrkraft Sabrina Färber über die aktuelle Situation der schulischen Bildung in Bayern und über die Punkte, bei denen Handlungsbedarf besteht. Alle drei kandidieren auf der SPD-Liste für den Puchheimer Stadtrat.
Ortsvereinsvorsitzender Jean-Marie Leone, der die vielen Gäste durch eine Begrüßungsansprache willkommen hieß, ging auf Nachfrage von Moderator Norbert Seidl kurz auf das Konzept der Gemeinschaftsschule der BayernSPD ein. Leone nannte als wichtigste Merkmale dieses Modells eine längere, sechsjährige gemeinsame Schulzeit der Grundschulkinder und - daraus resultierend - eine deutliche Minderung des Übertrittsdrucks, der bislang nach der vierten Klasse Kindern, Eltern und Lehrern enorm zu schaffen macht. Als weitere Vorzüge nannte er das jahrgangsstufenübergreifende Lernen und die Möglichkeit, den Unterricht deutlich flexibler als bisher zu gestalten und durch gezielte Förderung auf die individuellen Stärken der Kinder viel stärker eingehen zu können.
Im Anschluss an den offiziellen Teil blieben viele Gäste noch lange, um einerseits die kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen, die viele fleißige Helferinnen und Helfer liebevoll zubereitet hatten. Andererseits aber auch, um über das Gehörte und Gesehene ausführlich zu diskutieren.
Denn eines ist klar: In jeder Schule steckt eine Menge Potenzial. "Es ist ein Irrtum zu glauben, dass so modern konzipierte Schulen immer automatisch mehr Geld kosten. Es ist vielmehr eine Frage der Planung, indem man die wichtigen Aspekte einer modernen Lern-, Raum- und Teamkultur gleich von Anfang an berücksichtigt.", so Doberer.
Bürgermeister und SPD-Fraktion werden die an dem Abend gewonnenen Erkenntnisse in den kommenden Jahren in die Stadtratsarbeit einfließen lassen. Wenn nicht hier, wo dann?
In diesem Sinne war der Besuch und der Vortrag von Karin Doberer nicht nur für uns, sondern auch für die meisten Besucher ein echter Augenöffner.
Wir bleiben dran! Versprochen!
Wir danken Frau Doberer, ihrem Mitarbeiter Herrn Kindler sowie allen fleißigen Helferinnen und Helfern für diesen rundum gelungenen Abend!